Es wird Zeit für das einfachste Mittel gegen Angst

Was uns seit zwei Jahren auf Schritt und Tritt, mal mehr, mal weniger, aber immer präsent begleitet, ist eine diffuse Angst. Corona hat Gefühle an die Oberfläche geholt, die schon vorher in uns schlummerten, die wir aber bislang ganz gut kompensieren konnten. Der Krieg in der Ukraine legt jetzt noch einmal eine Schippe drauf. Eine unkalkulierbare Bedrohung, nicht greifbar, die uns hilflos macht. Die Kontrolle über das Geschehen? Fehlanzeige. Eine Strategie, um direkt Einfluss zu nehmen? Nicht vorhanden. 

Angst hat unterschiedliche Abstufungen. Sie muss nicht immer etwas Schlechtes sein, grundsätzlich kann sie uns vor unangemessenen oder lebensgefährlichen Handlungen bewahren: Wer auf einem hohen Dach spazieren geht, weiß in der Regel, dass er das lieber nicht ohne Absicherung tun sollte. Ein mittleres Maß an Angst kann durchaus, wie wir es gerade in der Krise erleben, Solidarität und Unterstützung auslösen. Es bringt uns dazu, schnell und zielgerichtet zu handeln. So sagte eine ukrainische Lehrerin heute, sie könne über ihre Angst nicht nachdenken, dazu gibt es zu viel zu tun – nämlich ganze Familien versorgen, wo vor ein paar Tagen erst noch Grundschulkinder unterrichtet wurden. Angst hat hier keinen Platz.

Informationen besser verdauen

Wenn die Angst aber zu viel Raum bekommt, lähmt sie uns oder löst Panik aus. Die gute Nachricht ist, wir können dagegen etwas unternehmen, es gibt sogar einige sehr hilfreiche Strategien. Etwa darüber sprechen, in Lösungen denken und sich auf gar keinen Fall in Horrorszenarien hineinsteigern. Um die mediale Berichterstattung kommt niemand herum. Allerdings sollten negative Informationen dosiert aufgenommen werden, das macht sie besser verdaulich. Außerdem wichtig zu wissen: Bilder können manchmal mehr belasten als Worte. Wer so empfindet, sollte besser nur einmal am Tag die News lesen – und nicht noch zusätzlich die Nachrichten ansehen.

Gefühle zeigen, jetzt erst recht

Das wohl mit Abstand effektivste Mittel gegen die Angst ist eines, das wir in den letzten zwei Jahren nicht anwenden konnten, durften oder wollten: Sich einfach und endlich mal wieder herzlich in den Arm nehmen! Zur Begrüßung, zum Abschied oder einfach so, weil uns gerade danach ist. Bei der Berührung werden Glückshormone ausgeschüttet, die uns in Coronazeiten fast gänzlich abhanden gekommen sind. Auch bekannt als Oxytocin, wirken sie sofort beruhigend, bauen Stress und Ängste ab und festigen die Beziehungen zu anderen Menschen. Probieren Sie es aus, ich finde, es wird Zeit.