Wann ist gerade für Selbstständige und Unternehmer der beste Zeitpunkt Urlaub zu machen? Dann, wenn die Zeit am ruhigsten ist: mitten in den Sommerferien. Dann, wenn die meisten Menschen Urlaub machen. Auch wenn es finanziell durchaus unattraktiv ist. Aber dann wird es grundsätzlich etwas entspannter.
Urlaubsreif macht nicht die Arbeit
Urlaubsreif macht mich übrigens weniger die Arbeit als solches. Sondern viel mehr das Drumherum: organisieren zu müssen, Absprachen zu treffen, die Verspätung der Bahn, pünktlich zum Flieger zu kommen. Das stresst mich sehr. Die Kunst ist es, immer wieder Lösungen zur Entlastung zu finden.
Schlüssel zum Abschalten
Die Entlastung ist auch der Schlüssel zu allem. Insbesondere das Abschalten im Kopf. Das merke ich ja selbst, obwohl ich Routinen und Rituale habe. Ich brauche bestimmte Zeiten, um runter zu kommen. Insbesondere nach Reisen nehme ich mir ein bis zwei Stunden Zeit nur für mich. Im Hotel wähle ich immer das Zimmer mit Balkon, um mich draußen hin zu setzen. Ich mache abends eine kurze Hypnose zum Runterkommen. Ich brauche aber auch Zeit zum Lesen, um heißes Wasser zu trinken und ein paar Körperübungen zu machen.
Den Urlaub planen
Ich sage meinen Kunden auf der Tonspur über längere Zeit, wann ich weg bin. Das hilft bei der Vorbereitung. Dieses Jahr ist es einfach: Wenn Olympia beginnt, bin ich raus. Ich begleite ja als Psychologin die Ruder-Nationalmannschaft und will für sie erreichbar sein. Ich habe großen Respekt vor der Leistung der Athletinnen und Athleten – und will dies durch meine Erreichbarkeit wertschätzen. Paris sind meine vierten Olympischen Spiele – und ich mache immer frei, wenn die Ruderer starten.
Ein Widerspruch in sich
Urlaub ist für mich nicht gleich Urlaub. Ich mache manchmal Arbeitsurlaub, um die Ruderer aus der Ferne zu unterstützen. Oder ich mache Schreiburlaub, wenn ich an einem neuen Buch sitze. Ich kann nicht kreativ unter Zeitdruck sein. Deshalb mache ich dann offiziell Urlaub. Auch wenn der Begriff Arbeitsurlaub ein Widerspruch in sich ist.
Körper, Seele und Geist füttern
Urlaub heißt: Ich gehe raus aus dem Hamsterrad. Ich mache etwas, was mir gut tut und bei dem ich frei bin. Manche gehen aufs Schiff, andere zum Zelten. Die einen fahren weit weg, die anderen wollen keinen langen Flug. Jeder hat individuelle Bedürfnisse. Der eine geht wandern, der andere will an den Strand. Jeder hat etwas, womit er Körper, Seele und Geist nähren und füttern kann. Selbstbestimmt. Vorausgesetzt, die Menschen sind sich im Klaren, was ihnen gut tut.
Gedanken denken, die ich will
Abschalten hängt damit zusammen, welchen Urlaub wer präferiert. Abschalten bedeutet, die Gedanken denken zu kommen, die ich denken möchte. In der Länge, in der Tiefe, die ich möchte. Das geht im Alltag meist nicht. Da habe ich für viele Dinge gar keine Zeit – auch nicht, sie gedanklich zu verarbeiten.
Ein Einmachglas voller Ideen
Abschalten kann man lernen. Das übe ich mit meinen Coachees regelmäßig. Ich empfehle häufig, ein Bonbon- oder Einmach-Glas hinzustellen und Ideen, die zum Abschalten helfen, aufzuschreiben. Wenn Du gerade nicht weißt, wie Du abschalten sollst, ziehst Du einen Zettel und liest: „Mir tut es gut zu malen.“ „Mir tut es gut zu kochen.“ Damit setze ich auf der Verhaltensebene an. Wenn es dann immer noch nicht klappt, gehen wir tiefer. Das mache ich in meinem Deep Work Coaching. Wir bearbeiten Ängste oder Glaubenssätze nachhaltig.
Die Arbeit im Büro lassen
Um die Arbeit nicht mit in den Urlaub zu nehmen, empfehle ich:
- Themen, die Zeitdruck haben, bitte vorher abarbeiten.
- Kommuniziere frühzeitig Deinen Urlaub, wie lange Du weg bist.
- Ob und wie Du erreichbar bist.
- Überlege Dir, was Dir gut tut.
Ich zum Beispiel brauche Zeit ohne Mails, damit meine Gedanken nicht abschweifen. Ich schaue nur morgens in die Mails – aber tagsüber nicht mehr. Erreichbar bin ich nur in dringenden Notfällen.
Im Flow sein
Wenn ich für mich das alles befolge, kann ich im Urlaub schneller abschalten – und ich lasse mich dann auch nach dem Urlaub nicht sofort stressen. Damit ich nicht gleich am ersten Tag wieder meine Akkus leer mache, habe ich das Deep Work Coaching bei mir selbst angewendet. Ich habe herausgefunden, was genau mich stresst – und warum. Das habe ich dann behoben. Seither profitiere ich selbst deutlich länger von meinen aufgeladenen Akkus: Ich bin begeisterungsfähiger, ich bin im Flow, ich habe dann eine gewisse Leichtigkeit – und denke bei einer verspäteten Bahn: Wer weiß, wozu es gut ist?