Was eine Entscheidung mit Hypnose zu tun hat

Wann hast Du zuletzt eine Entscheidung treffen müssen? Eine relevante? Mit einem finanziellen Risiko? Mit einem Image-Risiko? Vielleicht auch mit einem emotionalen Risiko?

Bei mir ist es gut fünf Jahre her. Getriggert wurde ich von einer ehemaligen Kommilitonin. Sie wollte nämlich coachen wie ich. Das ehrte mich sehr – und ich habe ihr meinen Werdegang geschildert, der aus drei Ausbildungsgängen mit in der Summe neun Jahren Ausbildungszeit besteht. Dass es ihr zu viel war, konnte ich verstehen. Also habe ich eine Entscheidung getroffen: Ich gründe AC Campus und biete meine eigene Ausbildung an: das Deep Work Coaching. 

Das ist für mich ein Einschnitt im Leben. Von der Idee bis zur Umsetzung vergeht eine gewisse Zeit. Ich sammle Informationen: Was brauche ich? Worauf muss ich achten? Welche Konsequenzen ergeben sich daraus? Ich entwickle für mich ein Zielbild – wie eine Vision. Ich führe Gespräche – und zwar mit drei, vier Vertrauten, von denen ich weiß, dass sie mir mit ihrer Expertise weiterhelfen können.

Bei allen Zahlen, Daten, Fakten, die ich sammle, ist mir eines klar: Das wird eine zutiefst emotionale Entscheidung. Deshalb mache ich das, was ich auch mit meinen Coachees mache: Ich versetze mich in eine Trance. Ich nutze die Methode der Hypnose und bringe mich selbst ins Zielbild. Ich gehe quasi in Gedanken durch das Gebäude, das das Schild trägt: AC Campus. Ich schaue mir die Räumlichkeiten an, ich laufe hindurch, sehe die Farben und Formen. Ich fühle rein. Ich nehme das Zielbild quasi mit allen Sinnen auf und wahr.

Dennoch treffe ich eine Entscheidung unter Unsicherheit. Es stellt sich die Frage: Ist mein Vorhaben realistisch machbar oder überschätze ich mich? Ist in mir drin eine Blockade festzustellen – oder ist die Unsicherheit eine Tatsache?

Wenn Führungskräfte zu mir kommen, um über Entscheidungen zu reden, empfehle ich ihnen eine Entscheidungsmatrix. Diese Methode habe ich für mich auch angewendet. Sie funktioniert so:

  1. Ich schreibe die unterschiedlichen Optionen, die ich habe, auf.
  2. Zu jeder Option notiere ich mir Pro und Contra.
  3. Jedes Pro und jedes Contra differenziere ich in emotional und rational.

Ich gewinne also zu jeder Option bis zu vier Aspekte. Dann formuliere ich mir hierzu relevante Aspekte, Argumente pro Kategorie – und lege sie auf den Nachttisch und ergänze über die Zeit. Weil meine Notizen dort liegen und ich sie regelmäßig sehe, denke ich immer wieder darüber nach. So reift in mir die Entscheidung: Ja, ich mache es. Ich gründe AC Campus. Ich bringe meine eigene Ausbildung auf den Markt.

Die Entscheidung treffe ich nicht nach Argumenten in der Summe. Viel wichtiger ist für mich, ob ein einzelnes Argument besonders relevant ist. Darüber entscheidet das Bauchgefühl. Ganz viele Entscheidungen, die wir treffen, sind emotional.

Hinzu kommt, dass auch der Persönlichkeitsstil einzelner Menschen von Bedeutung ist. Ich will zwei gegensätzliche Stile nennen, um es zu verdeutlichen:

  • Menschen mit einem dependenten Persönlichkeitsmuster, die also abhängig von jemandem sind, sind in der Regel vorsichtiger, haben Sorgen und Ängste und treffen deshalb Entscheidungen eher langsamer und zurückhaltender.
  • Menschen mit einem narzisstischen Anteil können schnell Entscheidungen treffen. Sie hören aber oft nicht zu. Es sind die typischen Basta-Entscheidungen. Von solchen Führungskräften berichten mir Coachees häufiger: „Egal, was wir ihm vorschlagen, das macht eh keinen Sinn.“ Argumentativ und logisch – das klappt nicht, weil dieser Typ Mensch vorrangig seine Aspekte bei der Entscheidungsfindung in den Vordergrund setzt.

Im Laufe der Zeit habe ich auch festgestellt: Lernt jeder aus seinen Entscheidungen? Nein! Würde ich mir das wünschen? Ja! 

Ich wünsche mir, dass jeder zu seiner Entscheidung steht – auch wenn sie ein Fehler war. Ich wünsche mir auch, dass jeder daraus lernt: Welchen Anteil habe ich an dieser Entscheidung? Nur, wenn ich zu dieser Selbstreflektion in der Lage bin, wird die Entscheidung, die ich als nächstes zu treffen habe, besser. Versprochen.

Mehr zum Thema Entscheidungen treffen gibt’s in meinem Podcast „Finde den Kern“ unter https://ac-campus.de/podcast/