Work-Life-Balance – oder: Wie ich Prioritäten setze

Warum wird immer häufiger von der Work-Life-Balance gesprochen? Warum war das zu Zeiten meiner Ausbildung noch kein großes Thema? Ich sehe einen Grund in den immer stärker verschwimmenden Grenzen zwischen Arbeit und Privatleben. Die klassische Trennung gibt es nicht mehr. Allerdings ist mir die Begründung zu kurz gesprungen: Denn ginge es nur um Zeitmanagement, könnten wir den Beschäftigten und Führungskräften mit entsprechender Fachliteratur schnell weiterhelfen.

Ich erlebe in meinen Coachings immer mehr, dass Work-Life-Balance weniger eine Frage des Zeitmanagements ist, sondern vielmehr: Wie setze ich Prioritäten? Was bringt mir Zufriedenheit? Wie lade ich meine Energie auf, wo sind meine Ressourcen? Besonders komplex wird es, wenn noch Prioritäten anderer hinzukommen – zum Beispiel die vom Partner oder der Partnerin zuhause. 

Ich will deshalb werben, dass wir das Phänomen umbenennen. Für mich ist es mehr eine Frage der Lebensbalance: Jeder von uns hat in jedem Bereich eine eigene Rolle einzunehmen. Nach all den Erfahrungen der jüngsten Vergangenheit unterscheide ich sechs Bereiche der Lebensbalance:

  1. Werte: Was zählt wirklich in meinem Leben?
  2. Beruf: Wie zufrieden bin ich in dem, was ich tue?
  3. Soziales: Wie steht es um meine sozialen Kontakte – von Freundschaft über Familie bis Partnerschaft?
  4. Physis: Wie schaffe ich es, meinen Körper gesund und fit zu halten?
  5. Emotionen: Welche Bedeutungen haben bestimmte Gefühle?
  6. Person: Welche grundlegenden Eigenschaften charakterisieren mich – und welche persönliche Ressourcen habe ich?

Diese unterschiedlichen Bereiche interagieren miteinander – und können durchaus auch mal in Konflikt geraten. Wichtig ist, dass die Menschen mit sich selbst im Klaren sind, welche Prioritäten sie setzen wollen. Die Prioritäten entscheiden darüber, wie stressig oder entspannt unser Alltag sein kann.