Warum sind so viele Beschäftigte krank? Herausforderungen für Führungskräfte

Eine Studie der DAK zeigt: Die Fehlzeiten der deutschen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer war im Jahr 2023 auf einem erneuten Höchststand – im zweiten Jahr in Folge. Es gab 13 Prozent mehr Ausfälle als in 2022. Weit mehr als die Hälfte der Beschäftigten hatte mindestens eine Krankschreibung pro Jahr. Im Schnitt waren es 20 Fehltage pro Kopf. Dabei gab es einen erheblichen Anstieg bei den psychischen Erkrankungen – nämlich plus 7,4 Prozent. Diese Entwicklung halte ich für sehr bedenklich.

Als ich die Studie gelesen habe, musste ich mich an meine letzte Bahn-Fahrt erinnern: „Der Zug entfällt wegen des hohen Krankheitsstands.“ Kennen Sie die Durchsage auch? Für mich war die Begründung neu. An dem Beispiel wird klar, wie sehr wir uns um unsere Mitarbeitenden kümmern dürfen. Gerade die Pandemie hat die Bedingungen in der Arbeitswelt verändert. Mobiles Arbeiten, digitalisierte Prozesse, Home Office, flexible Arbeitszeitmodelle sind nur einige Stichworte hierfür. Sie haben Auswirkungen darauf, wie wir zusammen arbeiten und zusammen leben.

Aus der Studie lässt sich nicht wirklich herauslesen, welches die Ursachen für den hohen Krankheitsstand sind. Klar ist nur, dass Angststörungen und Depressionen zugenommen haben. Was bedeutet das für Führungskräfte und Unternehmen? Führung hat einen starken Einfluss auf die Gesundheitsförderung. 

  1. Führungskräfte sollten geschult und sensibilisiert werden: Wie gehe ich mit Erkrankungen meiner Mitarbeitenden um? Welche Grundlagen sollte ich zu den gängigen Krankheitsbildern kennen? Nicht im Sinne von diagnostizieren, sondern, dass man die Menschen nicht verurteilt. Dies ist gerade für die Wiedereingliederung von erkrankten Personen relevant.
  1. Führungskräfte werden achtsamer sein dürfen: Woran erkranken meine Mitarbeitenden? Welche Präventionsangebote kann das Unternehmen anbieten, insbesondere zu Themen wie Gesundheit und Stress? Es lässt sich zusammenfassen unter dem Begriff des betrieblichen Gesundheitsmanagements. 

Es stellt sich also die Frage, warum so viele Beschäftigte krank werden? Ist es das Umfeld? Ist es der Job, die Tätigkeit oder vielleicht: Sind es auch private Aspekte – oder ein Zusammenspiel?

Unternehmen und ihre Führungskräfte haben vorrangig natürlich die Verantwortung für alle unternehmerischen und betrieblichen Aspekte. Gleichzeitig sind die privaten nicht komplett außen vor zu lassen. 

Ich erlebe in den letzten drei, vier Jahren einen starken Zuwachs an Coaching-Bedarf. Unternehmen werden sensibler dafür, dass eine individuelle Begleitung von Mitarbeitenden helfen kann. Mit einer externen Person, die der Vertraulichkeit unterliegt, unterstützt und begleitet. Ein Sparringspartner. Ich stelle fest, dass Unternehmen hierfür offener werden, die Notwendigkeit erkennen und ihre Angebote proaktiver an die Mitarbeitenden herantragen. Ich finde diese Entwicklung positiv, weil sie ein wichtiger Baustein bei Gesundheit und Gesundung ist. 

Ich will Unternehmen bestärken, diesen Weg weiterzugehen. In Prävention zu investieren. Und damit den Krankheitsstand zu verringern.