Darf man der Google-Suchmaschine Glauben schenken, ist der Umgang mit Erfolgen für wirklich niemanden auf dieser Welt ein Thema. Geben Sie das einfach mal ein: „Mit Erfolgen umgehen“. Sie werden nichts finden, alle Ergebnisse beziehen sich vielmehr darauf, wie Misserfolge verarbeitet werden können.
Dabei ist es so wichtig, sich genauer anzusehen, was jemand macht, dessen komplette Lebens- und Karriereplanung an genau einem Erfolg hängt. Ein aktuelles Beispiel: Die Olympischen Spiele. Die Sportler, die sich jetzt nach Tokio aufmachen, haben nicht das typische olympische Jahr mit regelmäßigen Wettkämpfen hinter sich. In Zeiten der Pandemie ersetzten oftmals der Balkon oder das eigene Wohnzimmer den Trainingsraum. Und, was noch schwerer wiegt, Motivation gab es, wenn überhaupt, nur online. Dazu kommt: Die Monate zogen sich, so lange, bis die Spiele schließlich um ein weiteres Jahr verschoben wurden.
Die Folge: Nicht wenige Athleten haben sich entschieden – ein letzter großer Erfolg in Tokio soll nun das Karriereende sein. Und dann? Was bedeutet das zum Beispiel für den Ruderer, der über Jahre dreimal täglich trainiert hat? Was passiert, wenn der Spitzensportler seinen Status verliert, also nur noch einer von vielen ist? Auch wenn in Deutschland das duale System greift – in der Regel gehen die Sportler einem weiteren Beruf nach, sind in der Ausbildung oder studieren – die Umstellung wird riesig sein.
Es gilt also, Beziehungen wieder zu beleben und sinnstiftende Inhalte zu finden. Ganz allein aus einer solch gravierenden Lebenssituation herauszufinden, ist allerdings schwer, zumal zuvor Familie und Freunde eher im Hintergrund mitliefen. Hier kann die (Sport-)Psychologie unterstützend wirken. Schließlich muss nicht nur der Körper ‚abtrainiert’ werden, sondern auch die Seele zur Ruhe kommen. Mein persönliches Fazit resultiert aus der Arbeit mit vielen Spitzensportlern: Den Umgang mit Erfolg kann man lernen – mit professioneller Unterstützung.