Wert – schätzen!

Erst heute Morgen habe ich es wieder gehört. „Naja, jetzt wird einem erst mal richtig klar, was wirklich zählt im Leben.“ Es ist exakt das, was auch mir durch den Kopf geht. Was ist für mich in Zeiten von Corona eigentlich wie viel wert – in emotionaler, materieller und physischer Hinsicht?

Im Café sitzen zu können, im Restaurant mit Freunden zu essen, Termine persönlich wahrzunehmen, zu reisen? Natürlich ist das alles schön und wichtig und außerdem hoffentlich bald wieder möglich. Dennoch, bei mir passiert gerade sehr viel. Meine ganz eigenen Maßstäbe verschieben sich. Wenn sich jetzt jemand dafür interessiert, wie es mir geht – wie wunderbar! Habe ich vorher nicht bemerkt, dass es Menschen gibt, die das wirklich wissen wollen? Oder habe ich die Zeichen zuvor einfach übersehen?  

Wirklich frei

Überhaupt fällt mir viel Neues auf. Zum Beispiel wie herrlich es ist, ein ganzes Wochenende frei zu haben. Also wirklich frei – ohne daran zu denken, was noch alles erledigt werden müsste. Statt dessen mache ich ganz revolutionäre Dinge! Ich erkunde meine Stadt ausgiebig zu Fuß und lerne dabei Ecken kennen, in denen ich vorher nie war. 

Was ich damit sagen will: Es sind nicht die üblichen Statussymbole, wie ‚mein Haus, mein Auto, meine Karriere’, die unser Leben wirklich bereichern. Sondern die vermeintlich kleinen Begebenheiten. Einfach mal hinschauen, was wirklich wichtig ist, achtsam sein mit uns selbst und den Menschen um uns herum. Wenn diese Zeit es schafft, uns dahin zu bringen, dann hat sie auch etwas Gutes.

Die Dichterin Eva Strittmatter schrieb in ihrem Gedicht ‚Werte’ aus dem Jahr 1977 darüber, „wie schön das Leben wäre, wenn wir wieder lernen würden, tief durchzuatmen, das Schöne zu sehen, das Lebenswerte zu schätzen, mit Liebe zu leben.“

Werte

„Die guten Dinge des Lebens

Sind alle kostenlos:

Die Luft, das Wasser, die Liebe.

Wie machen wir das bloß,

Das Leben für teuer zu halten,

Wenn die Hauptsachen kostenlos sind?

Das kommt vom frühen Erkalten.

Wir genossen nur damals als Kind

Die Luft nach ihren Werten

Und Wasser als Lebensgewinn.

Und die Liebe, die unbegehrte,

Nahmen wir herzleicht hin.

Nur selten noch atmen wir richtig

Und atmen die Zeit mit ein,

Wir leben eilig und wichtig

Und trinken statt Wasser Wein.

Und aus der Liebe machen

Wir eine Pflicht und Last.

Und das Leben kommt dem zu teuer,

Der es zu billig auffasst.“