Vier plus eins: Und jetzt Olympia ohne Live-Publikum

Wie kommen die Athleten damit klar?

An Olympia scheiden sich in diesem Jahr die Geister. Nicht genug damit, das ganze Unterfangen in Zeiten von Corona in Frage zu stellen – berechtigterweise natürlich. Jetzt findet Tokio statt, aber weitgehend ohne Live-Zuschauer, das bedeutet, ohne Applaus, Emotionen, Stimmung, Atmosphäre auf Rängen und Tribünen. Was heißt das für die Akteure? War es nicht bisher so, dass sportliche Höchstleistungen teils auch mit dem Publikum standen und fielen?  

Die allermeisten Athleten stört es nicht so sehr, dass sie sich von einer Teilnahme abhalten lassen würden. Da stehen die sportlichen Interessen im Vordergrund. So äußert sich zum Beispiel Malte Jakschik, Ruderer im Team DeutschlandAchter: „Mein Ziel für Tokio 2021 ist es, mit der bestmöglichen Leistung abzuschließen und bei den Rennen das abzurufen, was wir uns die letzten Jahre erarbeitet haben.“ Damit meint er die letzten vier plus einem Jahr – eine zu lange Vorbereitungszeit, um sie jetzt einfach dranzugeben. 

Ganz anders: Tennisprofi Nick Kyrgios, der sich kürzlich in „Spiegel Sport“ äußerte. In leeren Stadien zu spielen, passe einfach nicht zu ihm. Woran liegt es, dass Sportler so unterschiedliche Ansichten zu diesem Thema haben? Warum überwiegt nicht einfach überall die Vernunft – ganz nach dem Motto: Hauptsache, die Spiele finden statt – dass keine Zuschauer dabei sein können, ist der Preis dafür.

Vielleicht ist es die Sportart selbst – ein Tennisspieler steht in der Regel für sein Land alleine und vor allem mit seinem Namen auf dem Platz. Der Ruderer hingegen ist in erster Linie Mitglied seines Teams. Hand aufs Herz, wer kennt die Namen aller acht, die gemeinsam im Deutschland Achter das Beste für ihr Land geben? Stichwort: Gemeinsam. Steigt einer aus, ist das ganze Konstrukt hinfällig und es trifft alle. Zur harten Vorbereitungszeit gehört ja schließlich auch immer die Aufteilung der Plätze im Boot. 

Ob das die ganze Wahrheit ist? Das wissen nur die Athleten selbst. Natürlich könnte ich jetzt anfangen, laut über Narzissten nachzudenken und darüber, ob nicht manche Sportler im Grunde allein für sich selbst an den Start gehen, und ob das nicht auch in Ordnung ist, aber das würde an dieser Stelle viel zu weit führen.