Dr. Annelen Collatz
Interview„Ich arbeite mit mentalen Bildern.“
Dr. Annelen Collatz im Interview:
Frau Dr. Collatz, Ihr Ansatz Deep Solving beinhaltet das Beste aus dem klärungsorientierten Coaching und dem Milton-Erickson-Modell. Was bedeutet das für Ihre Klienten?
Eine tiefgründige, ganzheitliche und gleichzeitig effiziente Arbeit. Dafür gebe ich ein Beispiel. Eine im HR-Bereich tätige Frau ist gezwungen, mitzuhelfen Personal abzubauen und befürchtet, diese Aufgabe nicht erfüllen zu können. Sie wirkt selbst eher distanziert, kann schlecht abschalten und schläft schlecht. Wichtig im ersten Schritt – mit ihr den Nutzen klären. Also, was hat die betroffene Person von den Schlafstörungen bzw. von dem ‚schlecht abschalten’ ?
Eine interessante Frage. Das sucht sich doch keiner aus, oder?
Doch, unbewusst. Die Schlafstörung bedeutet Kontrolle – solange man sich wach hält, kann auch zum Beispiel die Angst nicht hochkommen. Die Person schützt sich also, indem sie wach bleibt und das Schlecht- Abschalten-Können führt dazu, Situationen immer wieder zu durchdenken und so potenzielle Fehler, die sie machen könnte, zu erkennen.
Das heißt, Sie stellen etwas wie eine Kosten-Nutzen-Bilanz auf?
Ja. Denn wenn ich bewusst verstehe, was es ihr bringt bzw. welche „Kosten“ sie damit erzeugt, kann das manchmal schon ausreichen, um ihr Verhalten zu verändern. Was habe ich davon, schlecht zu schlafen? Überwiegt da der Nutzen oder sind es die Kosten? Ganz wichtig auch: Die Symptome von den Ursachen genau zu unterscheiden. Und an diesem Punkt spätestens kommen die Glaubenssätze ins Spiel.
Was heißt das in diesem Zusammenhang?
Jeder von uns hat seine ganz eigenen Glaubenssätze, die tief in uns verwurzelt und uns gar nicht bewusst sind. In unserem Fall der HR-Beauftragten waren das Sätze wie „Ich bin arrogant.“ „Ich bin dumm.“ „Mir kann man nichts zutrauen.“ oder auch „Ich werde übersehen.“
Sätze also die von klein auf schon suggeriert wurden?
Sie entstehen durch die Interpretation von Erlebtem und können uns auch als Idee von uns selbst mitgegeben werden. Aufgrund der negativen Glaubenssätze entstehen dann Verhaltensmuster, die große Einschränkungen in der Lebensqualität verursachen können.
Wir erkennen Sie die relevanten Glaubenssätze?
Ich arbeite dabei mit mentalen Bildern, die in einem leichten Trancezustand des Klienten entstehen. Stellen Sie sich das wie einen Fahrstuhl vor, der durch die einzelnen Lebensabschnitte reist. Der Klient steht selbst im Lift, der dann irgendwo stoppt. Die Person beobachtet die Szenerie wie durch eine Glaswand. Diese Situation wird dann so lange verändert, bis sie positiv betrachtet wird.