Das Selbstwertgefühl – eine Frage von Glaubenssätzen

Aus aktuellem Anlass erlaube ich mir heute eine Einschätzung zu Ex-BILD-Chefredakteur Julian Reichelt. Nach und nach kristallisiert sich heraus, er hat seine Machtposition genutzt, um Mitarbeiterinnen gefügig zu machen. Worunter er sicher nicht leidet, ist mangelndes Selbstwertbewusstsein, so sieht es jedenfalls nach außen aus. Wahrscheinlich hat er zumindest keine „dysfunktionalen Glaubenssätze“ verinnerlicht – oder doch? Ein sperriger Begriff, dafür aber mit einer ganz einfachen Aussage. Annahmen über sich selbst und die damit verbundenen Gefühle, die das persönliche Verhalten beeinflussen, also eben nicht gerade zuträglich sind. 

Motive – entstanden in der eigenen Biografie

Ein Beispiel: Wer als Kind wiederholt Sätze hört wie „Das kannst Du sowieso nicht“, glaubt irgendwann, dass ihm nichts gelingt. Andere Überzeugungen können sein: „Ich werde immer übersehen“, „Ich bin unbeliebt“ oder „Ich bin wertlos“. Jede Persönlichkeit wird also von unterschiedlichen Motiven und Bedürfnissen beeinflusst, die in der Biografie nicht befriedigt wurden. Besonders durch die Wiederholung negativer Erfahrungen setzen sich schlechte Glaubenssätze tief im Inneren fest. 

Auf der Jagd nach Anerkennung – um sich selbst zu schützen

Zurück zum geschassten Chefredakteur. Sie dachten es sich schon, auch in solchen Fällen können Glaubenssätze im Spiel sein. Anerkennung und Autonomie – darum könnte es gehen. Die Ursachen sind vielfältig, herauszufinden, welche es im einzelnen sind, funktioniert meist nicht ohne den professionellen Blick von außen. Wer sich dafür entscheidet, dysfunktionale Glaubenssätze aufdecken und auflösen zu wollen, hat schon den wichtigsten Schritt hin zu mehr Lebensqualität – für sich und andere – getan.